Sanfte SchwĂĽnge – Vergessene Schalenbauten der DDR

11. 10. 2024 | 19:00 Uhr | Villa Esche
Vortrag von Prof. Matthias Ludwig

Der Bauingenieur Ulrich MĂĽther (1934–2007) zählt zu den prägenden Persönlichkeiten der ostdeutschen Nachkriegsarchitektur. In den sechziger Jahren spezialisierte er sich wie niemand sonst in der DDR auf die Konstruktion und AusfĂĽhrung von Betonschalen. Seine Bauten werden heute auf einer Stufe mit Schalenkonstruktionen des Schweizer Bauingenieurs Heinz Isler und des spanisch-mexikanischen Architekten und Bauingenieurs FĂ©lix Candela Outeriño gesehen. Schon in den ersten Jahren nach dem Bau des Mehrzwecksaals im Haus der Stahlwerker in Binz auf RĂĽgen, seiner Diplomarbeit, hat MĂĽther in einem kurzen Zeitraum eine groĂźe Anzahl hyperbolischer Parabolide sowohl geplant als auch gebaut. Er hat hauptsächlich in der ehemaligen DDR, aber auch weltweit gearbeitet. Charakteristisch fĂĽr seine Bauten sind die oftmals nur wenige Zentimeter dĂĽnnen Schalen aus Beton, welche groĂźe, stĂĽtzenfreie Räume ĂĽberspannen. Sie fanden vor allem bei den Vorzeigebauten zu DDR-Zeiten Verwendung und setzten sich damit deutlich von der Einheitsarchitektur der klassischen Plattenbauten ab. Einige seiner Bauten – wie das sogenannte Ahornblatt – wurden nach der Wende wieder abgerissen, andere stehen immer noch leer, viele sind sanierungsreif. Der ehemalige Rettungsturm der Strandwache in Binz und der „Kurmuschel“ genannte Musikpavillon in Sassnitz wurden in den letzten Jahren aufwändig renoviert, bei weiteren Bauten ist die Sanierung bereits angelaufen oder in Planung.
Der Architekt Matthias Ludwig, referiert über die Schalenbauten des Bauingenieurs Ulrich Müther, der sein Bauunternehmen in Binz auf der Insel Rügen betrieb. Ausgewählte Bauwerke Müthers werden im Vortrag anhand von Original-Zeichnungen und -Fotografien aus dem Müther-Archiv vorgestellt.

Referent:
Prof. Matthias Ludwig, Leiter des MĂĽther-Archivs, Hochschule Wismar

Gemeinschaftsveranstaltung von Henry van de Velde Gesellschaft Sachsen, Marianne Brandt Gesellschaft und C3

Eintritt 12 €, ermäßigt 7 €

Foto: MĂĽther Archiv, Wismar

Reform of Life & Henry van de Velde mittendrin

25. 04. 2024 | 19:00 Uhr | Villa Esche
Vortrag von Dr. Anika Reineke

Der belgische Künstler Henry van de Velde (1863–1957) gilt als wichtigster Vertreter des Jugendstils. Weniger bekannt ist seine Rolle als Vermittler zwischen den Reformkunstbewegungen und der Moderne. 1902, im Jahr des Baubeginns der Villa Esche, bezeichnete Henry van de Velde den Arts-and-Crafts-Künstler William Morris als seinen „unmittelbaren Vorgänger“, auf dessen Werk seine eigenen künstlerischen Prinzipien aufbauen. Einundzwanzig Jahre später hob Walter Gropius die „Protestbewegungen“ von Morris und van de Velde als Wegbereiter des Bauhauses hervor. Henry van de Veldes Wirken an der Weimarer Kunstgewerbeschule sowie als Mitglied des Werkbundes hatten weitreichenden Einfluss auf die Ideen der 1919 gegründeten Schule. Mit La Cambre leitete Henry van de Velde seit 1927 in Brüssel schließlich eine Hochschule, die häufig das „belgische Bauhaus“ genannt wird.
Die Kunstsammlungen Chemnitz widmen sich mit der Ausstellung Reform of Life den Visionär:innen und Utopist:innen in der Kunst zwischen 1880 und 1930 und Henry van de Velde als einem ihrer wichtigsten Vertreter. Als Auftaktausstellung der Kulturhauptstadt Europas 2025 spürt die Schau den regionalen wie auch europäischen Lebenslinien der Reformkunstbewegungen zwischen Idealismus und Scheitern nach. Der Vortrag führt in das Ausstellungsthema ein und stellt die aktuellen Planungen für die beiden Ausstellungsstandorte – die Kunstsammlungen am Theaterplatz und das Henry van de Velde Museum in der Villa Esche – vor.
Dr. Anika Reineke ist seit Dezember 2022 Leiterin der Sammlung Textil und Kunstgewerbe und des Henry van de Velde Museums der Kunstsammlungen Chemnitz. Sie studierte Kunstgeschichte, Geschichte und BWL in Hamburg, Bordeaux und ZĂĽrich.

Referentin:
Dr. Anika Reineke, Kustodin Kunstsammlungen Chemnitz

Gemeinschaftsveranstaltung von Henry van de Velde Gesellschaft Sachsen, Marianne Brandt Gesellschaft und C3

Eintritt 12 €, ermäßigt 7 €

Henry van de Velde, Keksdose, 1903.
Fotonachweis: Kunstsammlungen Chemnitz/May Voigt
Silver Studios, Druckstoff Tulip, 1898.
Fotonachweis: Kunstsammlungen Chemnitz/PUNCTUM/Bertram Kober

Die Familie Esche in Chemnitz – Herbert Eugen Esche zum 150. Geburtstag

11. 04. 2024 | 19:00 Uhr | Villa Esche
Vortrag von Karin Meisel

Die Villa Esche kennen viele in Chemnitz, aber wer waren ihre Auftraggeber, woher kamen sie und wie kamen sie zu ihrem Wohlstand? Der Strumpffabrikant Herbert Eugen Esche (1874–1962), der 2024 seinen 150. Geburtstag feiern würde, führte zu Beginn des 20. Jahrhunderts zusammenmit seinem Bruder Fritz eines der erfolgreichsten Strumpfunternehmen Deutschlands. Karin Meisel stellt an diesem Abend das Leben und Wirken von Herbert Eugen Esche in den Vordergrund. Der Vortrag würdigt ihn und seine Familie an den unterschiedlichsten Standorten in der Umgebung von Chemnitz. Dabei wird ein wichtiges Stück Industriegeschichte im Raum Limbach-Oberfrohna und Chemnitz wieder stärker ins heutige Bewusstsein gerückt.

Referentin:
Karin Meisel, StadtfĂĽhrerin Chemnitz

Gemeinschaftsveranstaltung von Henry van de Velde Gesellschaft Sachsen, Marianne Brandt Gesellschaft und C3

Eintritt 12 €, ermäßigt 7 €

Herbert Eugen Esche

Deutsch-deutsche Designgeschichten – Analogien und Verbindungen

12. 06. 2024 | 19:00 Uhr | Villa Esche
Vortrag von Klára Němečková

Die deutsche Designgeschichte wurde lange Zeit aus der Perspektive der alten Bundesländer erzählt, geschrieben und gezeigt. Seit den 1990er Jahren wurde unter Designexperten viel diskutiert, gerungen und aufgearbeitet, aber die Meinung, dass Design in der DDR keine große Rolle gespielt hat, kann nur Schritt für Schritt geändert werden. Immer noch sind Namen wie Egon Eiermann oder Dieter Rams bekannter als beispielsweise Margarete Jahny oder Rudolf Horn. Die Leistungen sind nicht minder gut und die Kontexte nicht weniger spannend.
Das Kunstgewerbemuseum Dresden hat 2021 mit der großen Schau „Deutsches Design 1949-1989. Zwei Länder, eine Geschichte“ (in Zusammenarbeit mit dem Vitra Design Museum, Weil am Rhein) eine Ausstellung im Vitra Design Museum in Weil am Rhein, dann in Dresden und darauffolgend im Möbelmuseum Wien realisiert und somit die Grenzen des Rezeptionsbereiches ein Stück weit ausgeweitet. Der etwas provokativ gewählte Titel sollte darauf hinweisen, dass hier ein schwarzweißes Denken aufgegeben wurde. Die Idee war es, mehr nach gegenseitigen Verbindungen und Gemeinsamkeiten zu suchen als nach den immer wieder bemühten Unterschieden und Abgrenzungen, ohne diese jedoch aus dem Blick zu verlieren. Das umfangreiche Projekt eröffnete viele weitere Themen, wie beispielsweise die neue Saisonausstellung des Kunstgewerbemuseums der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden „PURe Visionen. Kunststoffmöbel zwischen Ost und West“, wo ebenfalls die Verbindungen hinsichtlich Design- und Technologietransfer aufgezeigt werden.
Der Vortrag thematisiert anhand von Beispielen zahlreiche Verbindungen, Analogien und vergleichbare Endwicklungen im deutsch-deutschen Design von den frĂĽhen 1950er Jahren bis in die 1980er Jahre.

Referentin: 
Klára Němečková,  Wissenschaftlche Mitarbeiterin am Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden

Gemeinschaftsveranstaltung von Henry van de Velde Gesellschaft Sachsen, Marianne Brandt Gesellschaft und C3

Eintritt 12 €, ermäßigt 7 €

Key Visual für die Ausstellung „Deutsches Design 1949-1989. Zwei Länder, eine Geschichte“ ©Kunstgewerbemuseum, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Illustration von Daniel Street, Visual Fields, Mokick Simson S50, Karl Clauss Dietel, Lutz Rudolph, 1967, Fernsehgerät HF 1, Herbert Hirche, 1958

Villenbauten im 20. Jahrhundert  –  Geschichte, Denkmalpflege, Nutzung

Ein Symposium der Henry van de Velde Gesellschaft Sachsen e. V.
Am 16. November 2002, 14 bis 18 Uhr, in der Villa Esche in Chemnitz

Gefördert vom Kulturamt der Stadt Chemnitz, GGG Chemnitz, HypoVereinsbank Chemnitz.

Das Verhältnis von Bauherren und Architekten im Kontext denkmalpflegerischer Anforderungen und moderner variabler Nutzungskonzepte, dargestellt an verschiedenen Beispielen, war Grundlage des Konzeptes zur Durchführung des Projektes mit einem Symposium am 16.11.2002 in der Villa Esche in Chemnitz.
Die Villen als komplex gebaute und gestaltete Lebensräume für die jeweiligen Auftraggeber belegen auf eindrucksvolle Weise die Sicht der Architekten und Gestalter auf die Erfordernisse der modernen industrialisierten Gesellschaft. Somit wurden die Villenbauten zum Ausdruck der neuen Lebensauffassung ihrer Bauherren.
Insofern ist die Beziehung zwischen Architekt und Bauherr im Villenbau des frühen 20. Jahr- hunderts ein hochinteressanter Spiegel der Zeit- und Kulturgeschichte und ein wichtiger Hinweis an die Qualität von Design und Architektur der Zukunft.
Das Symposium zu diesem Themenkreis wird von namhaften Wissenschaftlern und Kunsthistorikern getragen. Die Henry van de Velde Gesellschaft Sachsen konnte dazu Prof. Dr. Tönnesmann (Zürich), Prof. Dr. Tegethoff (München), Dr. Heinze – Greenberg (Rohrdorf), Dr. Rosner (Dresden) und T. Richter (Basel) begrüßen.

Unter Regie von Herrn Tilo Richter werden folgende interessante Vorträge mit anschließender Diskussion gehalten.

  • „Die Villa im 20. Jahrhundert“ (Tönnesmann)
  • „Das Haus Tugendhat in Brno von Ludwig Mies van der Rohe“ (Tegethoff)
  • „Das Haus am Rupenhorn in Berlin von Erich Mendelsohn“ (Heinze – Greenberg)
  • „Das Haus Schminke in Löbau von Hans Scharoun“ (Rosner)
  • „Die Villa Esche in Chemnitz von Henry van de Velde“ (Richter)

Ebenfalls einbezogen in diese Veranstaltung, ist die Architektenkammer Chemnitz und seitens der Stadt Chemnitz nehmen die BĂĽrgermeisterinnen Frau Barbara Ludwig (GruĂźwort) und Frau Petra Wesseler teil.

Der Verlauf des Symposiums wird in einer gleichnamigen Dokumentation zusammengefasst und kann von Geschäftsstelle der Gesellschaft bezogen werden.

Symphonie von Technik und Silhouette – Tradition, Handwerk, Design – Luxus aus Sachsen

14. November 2013 Villa Esche

Hommage an Henry van de Velde
mutare design, Ulf Dahl, W. Eschke

Die Modenschau zeigt Couture Kleidung des Modelabels mutare design unter Verwendung originalgetreuer nachgewebter historischer Henry van de Velde Gewebe der Fa. Eschke Seidenmanufaktur Crimmitschau. Eine repräsentative und auĂźergewöhnliche Modekollektion mit Unikat-Charakter in der Verbundenheit zur traditionellen Weberei unserer Region. Ein Zusammenspiel aller KĂĽnste – eine wechselseitige Durchdringung von Kunst und Handwerk.

Die reduzierte Formensprache der Silhouetten unterstreichen die feinen ornamentalen Jugendstil-Musterungen der Stoffe und vermitteln somit eine schlichte Eleganz. Der Fotograf Ulf Dahl untermalt den Klang der präzisen Mechanik historischer Webstuhltechnik und verbindet altes Handwerk mit unbeschwertem Modedesign zu einem neuartigen Gestaltungsbild. Die Firma Eschke Seidenmanufaktur aus Crimmitschau zeigt und berichtet über Rekonstruktionen und originalgetreue Nachwebungen historisch wertvoller Gewebe vergangener Tage und Neuentwicklungen im weltlichen und sakralen Bereich.

Gemeinschaftsprojekt der Henry van de Velde Gesellschaft Sachsen e.V. mit Villa Esche

Aktuelles

Jugendstil und Weltenbummel – Ilna Ewers-Wunderwald

19.06.2025 | 19:00 Uhr | Villa Esche

Vortrag Dr. Sven Brömsel

Musikalische Umrahmung Stefan Weyh (Harfe)

Jugendstilfest
Villa Esche meets Art Nouveau – Vom Jugendstil zum Art DecĂł und in die Moderne

30.08.2025 | 14:00 – 19:00 Uhr | Villa Esche
Vorträge – Musik – Café – Plaudern

Ein Haus, ein Stuhl, ein Auto – Bertold Brechts Lebensstil

26.03.2026 |19:00 Uhr | Villa Esche
Lesung Ursula Muscheler