Henry van de Velde     Schüler
Erica von Scheel verh. Hauptmann (1881-1966)

Erica von Scheel - Vorratsbehälter für Mehl, Essig, Bohnen, Kaffee, Zimt und Salz

Erica von Scheel lernte an der Berliner Malschule für Damen bei Martin Brandenburg, Hans Baluschek und Ulrich Hübner und bewarb sich 1902 am Kunstgewerblichen Seminar in Weimar. Als eine der ersten Schülerinnen Henry van de Veldes war sie maßgeblich am Auf- und Ausbau dieser noch im Entstehen begriffenen Institution beteiligt. Henry van de Velde erkannte ihr Talent und förderte es mit Nachdruck. In seinen Memoiren beschreibt er: "Sie war meine erste Schülerin und wie Sigurd Frosterus mit größter Begeisterung bei der Sache. [...] Das Wichtigste aber: sie war hochbegabt."

Erica von Scheel wurde Meisterschülerin und Assistentin van de Veldes, späterhin sogar Lehrerin an der Weimarer Kunstgewerbeschule. Ihre Fertigkeiten waren vielseitig. Erica von Scheel war Malerin, Bildhauerin, (Werbe-)Graphikerin, Buchgestalterin, Textil- und Modedesignerin und Keramikerin. Als typische Kunstgewerblerin ihrer Zeit war sie ähnlich wie Gertrud Kleinhempel oder Margarete Junge gesamtkünstlerisch tätig und über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt. So wurden ihre künstlerischen Arbeiten auf zahlreichen (inter)nationalen Ausstellungen präsentiert und prämiert: 1904 Weltausstellung St. Louis, 1906 Dritte Deutsche Künstlerbundausstellung Weimar, 1908 Oslo etc. Darüber hinaus half sie Henry van de Velde bei der Vollendung der Luxusausgaben "Zarathustra" und "Ecce Homo".

Erica von Scheel war stets bestrebt, ihre Ausbildung zu vertiefen und weitere Fertigkeiten zu erlangen. Sie lernte 1905 bei dem Bildhauer Paul Dubois in Brüssel, 1903 bei dem Keramiker Reinhold Hanke in Höhr-Grenzhausen, wo sie ab 1903 eine Vielzahl ihrer Steinzeugarbeiten ausführen ließ, und bei den Textilwerkstätten in Krefeld. Außerdem arbeitete sie 1910 als freiberufliche Textildesignerin für den renommierten Pariser Modeschöpfer Paul Poiret.
1912 heiratete sie den Maler Ivo Hauptmann (1886-1973), den ältesten Sohn Gerhart Hauptmanns. Obgleich der Erste Weltkrieg auch in ihrem Leben eine wichtige Zäsur hinterließ, führte Erica von Scheel weiterhin kunstgewerbliche Gelegenheitsarbeiten aus. Ihr Kontakt zu Henry van de Velde währte bis 1957, dem Todesjahr des Künstlers.